Klasse 10: Unsere Studienfahrt nach Auschwitz

Tag 1: Anreise

Am 21.09.2013 ging es für vier Tage zur Stu­di­en­fahrt nach Ausch­witz. Dazu tra­fen wir, die Klas­se 10 der Ober­schu­le Brie­sen, uns am Sams­tag um 07:45 Uhr vor der Schu­le in Brie­sen. Die Abfahrt mit dem Rei­se­bus aus Polen soll­te um 08:00 Uhr losgehen.
Auf Wunsch des Eltern­ak­ti­ves wur­de eine Bus­kon­trol­le durch­ge­führt. Zu die­ser Kon­trol­le kam extra Herr Gras von der Poli­zei. Wei­ter­hin waren Frau Kaul, Frau Bir­ken­ha­gen, Katar­zy­na und der Bus­fah­rer Tomasz anwe­send. Die­se Kon­trol­le zeig­te, dass es kei­ne Män­gel am Rei­se­bus gab.
Nun ver­ab­schie­de­ten wir uns von unse­ren Eltern und die Fahrt konn­te begin­nen. Wir fuh­ren in Brie­sen auf die Auto­bahn A 12 in Rich­tung Frank­furt (Oder) und Gren­ze zu Polen. Die ers­te Pau­se mach­ten wir nach etwa drei Stun­den auf einen Rast­platz in Polen für etwa 15 Minu­ten. Unse­re Fahrt ging in unse­rem beque­men Bus wei­ter, die Zeit ver­ging und wir unter­hiel­ten uns, hör­ten Musik oder ruh­ten uns aus. Nach drei wei­te­ren Stun­den mach­ten wir eine ¾ Stun­de Mit­tags­pau­se bei McDo­nalds. Danach schau­ten wir uns zwei Doku­men­tar­fil­me über die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus an.

Um ca. 16.00 Uhr kamen wir in der Inter­na­tio­na­len Jugend­be­geg­nungs­stät­te (IJBS) in Ausch­witz an. Wäh­rend Katar­zy­na und Frau Koch uns anmel­de­ten, hol­ten wir unse­re Kof­fer aus dem Rei­se­bus und ver­sam­mel­ten uns vor dem Ein­gang. Wir erhiel­ten unse­re Zim­mer­schlüs­sel und brach­ten unser Gepäck auf die Zim­mer. Nach kur­zem Ver­schnau­fen ver­sam­mel­ten wir uns auf dem Hof. Unser Coach Franz, ein Bun­des­frei­wil­li­ger aus Öster­reich, der uns für unse­ren Auf­ent­halt zur Ver­fü­gung stand, erzähl­te uns etwas über die Begeg­nungs­stät­te und über die Hausordnung.

Als nächs­tes unter­nah­men wir einen ein­stün­di­gen Stadt­rund­gang durch Oświęcim, uns bes­ser bekannt als Ausch­witz. Wir hiel­ten an eini­gen Sehens­wür­dig­kei­ten an, zu denen Franz uns etwas erzähl­te, wie z.B. am gro­ßen Markt und an einer ganz beson­de­ren Kir­che. Er erklär­te uns auch, dass Oswie­cim unge­fähr 50 km west­lich von Kra­kau liegt. Vor dem 2. Welt­krieg leb­ten rund 12.000 Ein­woh­ner in Oswie­cim, davon waren 7.000 Juden. Von ihnen über­leb­te kaum einer. – Heu­te hat Oświęcim etwa 40.000 Einwohner.
Danach gin­gen wir wie­der zur Begeg­nungs­stät­te, wo auf uns um 19.00 Uhr das Abend­brot war­te­te. Gut gestärkt hat­ten wir dann ca. eine hal­be Stun­de Pau­se. Um 20.00 Uhr ver­sam­mel­ten wir uns noch ein­mal in einem Semi­nar­raum. Frau Koch frag­te jeden ein­zel­nen von uns, wie wir den Tag fan­den. Anschlie­ßend soll­ten wir unse­re Erwar­tun­gen bzw. Ängs­te, wie es uns am fol­gen­den Tag beim Besuch der Gedenk­stät­te Ausch­witz mög­li­cher­wei­se erge­hen wird, auf einen klei­nen Zet­tel schrei­ben. Zum Schluss sag­te sie noch ein paar Din­ge zum Ablauf des zwei­ten Studientages.

Nun konn­ten wir bis 23.00 Uhr in einem gro­ßen Auf­ent­halts­raum den Tag aus­klin­gen las­sen. In der Zeit, in der man­che Tisch­ten­nis oder Tisch­ki­cker spiel­ten, bau­ten San­dro und Mar­kus ihre Musik­an­la­ge auf. Sie sorg­ten damit für gute Stim­mung. Kurz vor 23.00 Uhr gin­gen wir in unser Haus hin­über. Dort mach­ten wir uns bett­fer­tig, unter­hiel­ten uns noch ein wenig, bis Frau Koch um 23.30 Uhr ins Zim­mer kam und das Licht ausmachte.

So ging ein anstren­gen­der, ers­ter Tag unse­rer Stu­di­en­fahrt zu Ende.

Saskia und Jamie Lee

Der Tag nach der Ankunft

Als am Sonn­tag, dem 22.09.2013, die Nacht um ca. 6:30 Uhr zu Ende war, früh­stück­ten wir um 7:30 Uhr. Nach einer kur­zen Pau­se lie­fen wir um 8:30 Uhr in das ehe­ma­li­ge KZ Ausch­witz l (Stamm­la­ger). Hin­ge­führt hat uns Franz, ein Bun­des­frei­wil­li­ger aus Öster­reich aus der Jugend­be­geg­nungs­stät­te. Ange­kom­men, emp­fing uns unser Gui­de, Frau Adamc­zyk. Wir beka­men Head­sets, über die der Gui­de uns über ein Mikro­fon vie­les über das KZ erzähl­te. Dies war echt prak­tisch, weil wir nicht durch ande­re Grup­pen abge­lenkt wur­den und unser Tem­po teil­wei­se sel­ber bestim­men konnten.
Auf dem Gelän­de ange­kom­men, erhiel­ten wir mit Hil­fe einer Kar­te eine Über­sicht über das KZ. Ins­ge­samt ste­hen 28 gut erhal­te­ne dop­pel­stö­cki­ge Bara­cken dort und wer­den durch Sta­chel­draht­zäu­ne und Wach­tür­me umkreist. Anschlie­ßend gin­gen wir zum wohl bekann­tes­ten Tor, das für Ausch­witz und des­sen Juden­ver­nich­tung bekannt ist. Das Tor ist in Wirk­lich­keit viel klei­ner, als man es sonst von Bil­dern kennt und hat dar­über den Schrift­zug „Arbeit macht frei”. Ab hier fing unse­re Füh­rung an. Uns wur­de sehr viel erklärt und durch vor Ort vor­han­de­ne Bil­der hat man es gut nach­ge­stellt, wie es damals war. Als wir durch das Tor gegan­gen waren, wur­de uns als nächs­tes der Kapel­len­platz gezeigt, auf dem die Häft­lings­ka­pel­le jeden Tag für die Leu­te spiel­te, die durch das Tor gingen.

Wir gin­gen in ver­schie­de­ne Häft­lings­ba­ra­cken. In einer Bara­cke war ein Modell von einem Kre­ma­to­ri­um auf­ge­baut. Man konn­te sehen, wie Ber­ge von Lei­chen neben den Öfen lagen, um anschlie­ßend ver­brannt zu wer­den. In einer ande­ren Bara­cke sah man per­sön­li­che Din­ge der Juden. Zum Bei­spiel Kof­fer, Bril­len, Schu­he, Pro­the­sen, Klei­dung und vie­les mehr. In einer wei­te­ren Aus­stel­lung war sogar eine Glas­vi­tri­ne mit 2 Ton­nen Haa­ren. All das war natür­lich nur ein klei­ner Pro­zent­satz von dem, was tat­säch­lich gefun­den wor­den ist. Am schlimms­ten fan­den wir die Vor­stel­lung, dass das alles wirk­lich Leu­ten gehör­te, die damals unter Leid und Zwang bis zum siche­ren Tod gefol­tert wor­den sind. Das hat vie­le zu Trä­nen, trau­ern und zum Nach­den­ken gebracht.
Eine Bara­cke spe­zi­ell für und über die Juden hat uns sehr mit­ge­nom­men. Wir kamen dort in einen recht abge­dun­kel­ten Raum, in dem auf alle Wän­de Bil­der und Vide­os pro­ji­ziert wur­den. Beglei­tet mit pas­sen­der Musik haben wir mit­füh­len kön­nen, wie glück­lich die­se Men­schen doch waren und ganz wich­tig: sie sind genau­so wie wir!
Ein wei­te­rer wei­ßer Raum hat uns auch geschockt daste­hen las­sen. Wir haben dort vie­le abge­paus­te Kin­der­zeich­nun­gen vor­fin­den kön­nen, wie die Kin­der (etwa 6 bis 12 Jah­re alt) die Ereig­nis­se aus ihrer Sicht gese­hen haben. Es gab zum Bei­spiel eine Zeich­nung, die das Tor von Bir­ken­au zeigte.
Was kann aber genau­so grau­sam und töd­lich sein, wie die Ver­ga­sung, die täg­li­chen Quä­le­rei­en, sich zu Tode zu arbei­ten oder erhängt zu werden?
Auf unse­rem Rund­gang kamen wir zu einem der schreck­lichs­ten Kapi­tel der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Uns wur­den Hun­ger- und Steh­kam­mern gezeigt. Die Räu­me waren für 8 Personen/Quadratmeter gedacht. Die­se muss­ten dort unter den schreck­lichs­ten Bedin­gun­gen hun­gern. Die Luft­zu­fuhr wur­de über ein cir­ca 10x10 cm klei­nes Loch für alle Per­so­nen geregelt.
Ein wei­te­rer Bestand­teil unse­rer Füh­rung war die soge­nann­te „schwar­ze Wand”. Dort wur­den die Leu­te mit dem Gesicht zur Wand hin­ge­stellt oder fest­ge­hal­ten und beka­men einen Genick­schuss. Die angren­zen­den Bara­cken­fens­ter waren alle so zuge­mau­ert, dass man dort nichts erken­nen konn­te, aller­dings hör­te man die Schüsse.
Zum Abschluss wur­de uns ein Kre­ma­to­ri­um gezeigt, in dem die ers­ten Ver­ga­sun­gen statt­ge­fun­den haben. Wir wur­den in dunk­le Räu­me geführt, die in der Decke weni­ge Löcher hat­ten. Die Löcher waren für das Ein­füh­ren des Gases Zyklon B da. Der nächs­te Raum zeig­te vier nach­ge­bau­te Öfen. Die Vor­stel­lung, dass hier wirk­lich Tau­sen­de von Men­schen gestor­ben sind, ist für uns immer noch unfass­bar. Stän­dig gin­gen uns Fra­gen durch den Kopf. Wie kann man nur so grau­sam sein?

Nach vier Stun­den Füh­rung tra­fen wir uns wie­der mit Franz, der uns zur Jugend­be­geg­nungs­stät­te brach­te. Als wir dort anka­men, gin­gen wir zum Mit­tag­essen. Wir beka­men als Vor­spei­se Sup­pe, zum Haupt­gang Kar­tof­feln mit Fleisch und zum Nach­tisch Kuchen. Danach hat­ten wir eine kur­ze Pau­se. In die­ser spiel­ten wir ent­we­der Tisch­ten­nis bzw. Kicker oder gin­gen auf unse­re Zim­mer zum Ausruhen.

Nach­mit­tags gab es eine Gesprächs­run­de mit Frau Koch, unse­rer Klas­sen­leh­re­rin, über das in der Gedenk­stät­te „erleb­te“ Gesche­hen: Wie ist es uns dort ergan­gen? Was hat uns beson­ders bewegt? War­um? Wel­che Gedan­ken kamen uns? Was fan­gen wir damit an? Wel­che Infor­ma­tio­nen wün­sche ich mir noch?
Zusam­men­ge­fasst fan­den wir es alle emo­tio­nal und beein­dru­ckend. Wir waren fas­sungs­los. Aller­dings gab es auch eini­ge, die eine Schutz­mau­er auf­ge­baut hat­ten und das alles nicht an sich her­an ließen.
Anschlie­ßend mach­ten wir uns Gedan­ken dar­über, wann wir uns selbst als Mensch füh­len und was uns wich­tig ist, um man selbst sein zu kön­nen?! Die­se Fra­gen beant­wor­ten wir mit Stich­wör­tern wie: Tole­ranz, Ver­trau­en, Lachen, Freu­de und Fami­lie zu haben. Als nächs­tes soll­ten wir uns vor­stel­len, dass uns das Gan­ze, was wir brau­chen, um glück­lich zu sein, weg­ge­nom­men wird! Uns sind sofort die schlimms­ten Sachen durch den Kopf gegan­gen. Wir ant­wor­te­ten mit den Gedan­ken Selbst­mord, weg­ren­nen, Abstand von die­sem Ort fin­den, aber auch mit guten, wie zum Bei­spiel, die Hoff­nung zu haben, dass alles bes­ser wer­den wird.
Zum Abschluss die­ser Gesprächs­run­de rede­ten wir über die Fra­ge, wie wir das heu­te ver­hin­dern kön­nen. Wir den­ken, indem wir demo­kra­ti­sche Par­tei­en wäh­len gehen oder Diplo­ma­tie nut­zen, statt Krieg oder Gewalt, und bes­ser Kom­pro­mis­se fin­den und ein­ge­hen. Auch dass wir Respekt gegen­über ande­ren Men­schen haben, egal, ob sie eine ande­re Haut­far­be besit­zen oder einer ande­ren Reli­gi­on nach­ge­hen. Wir soll­ten also TOLERANZ zeigen.
Uns ist klar gewor­den, dass wir etwas machen müs­sen in unse­rer Gesell­schaft. Nicht ein­fach weg­schau­en, son­dern ein­schrei­ten oder hel­fen, zum Bei­spiel bei Prü­ge­lei­en auf den U-Bahn­hö­fen Hil­fe holen.

Nach dem Gespräch aßen wir dann Abend­brot. Danach hat­ten wir Zeit für uns. Eini­ge gin­gen ihren Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen, wie Kickern, Tisch­ten­nis spie­len oder Musik hören, nach. Unser Bus­fah­rer, Tomek, der uns über­all sicher hin­brach­te hat, hat­te an die­sem Tag Geburts­tag. Mit ihm fei­er­ten wir ein wenig.

Isa­bel und Phillip

Tag 3: Birkenau

Nach dem Früh­stück fuh­ren wir zur Gedenk­stät­te Bir­ken­au, unge­fähr 3 Kilo­me­ter von Ausch­witz 1 (Stamm­la­ger) ent­fernt. In die­sem Lager wur­den unge­fähr 1,1 Mil­lio­nen Juden vergast.

Mit unse­rem Gui­de (Frau Adamc­zyk) gin­gen wir zuerst in den Wach­turm, von dem aus wir einen Über­blick über das Lager hat­ten. Von dort aus gin­gen wir zum Todes­tor, für vie­le Men­schen der Ein­gang zum Tod. Bis 1944 wur­den durch die­ses Tor Hun­dert­tau­sen­de Häft­lin­ge gebracht, hin­ter dem Sta­chel­draht­zaun gefan­gen gehal­ten und getötet.
Nach­dem wir uns das Ein­gangs­tor ange­schaut hat­ten, gin­gen wir zu der Ram­pe und den Glei­sen, auf denen die Men­schen zu dem Ver­nich­tungs­la­ger gelang­ten. Dort­hin wur­den sie in klei­nen, engen, eigent­lich für Vieh gedach­ten Wag­gons gebracht, in denen meist hun­der­te Men­schen unter lebens­un­wür­di­gen Umstän­den über meh­re­re Tage trans­por­tiert wur­den und bei ihrer Ankunft dort hin­aus getrie­ben und sogar geschla­gen wur­den. An der Ram­pe spiel­ten sich vie­le grau­sa­me Sze­nen ab, Fami­li­en wur­den aus­ein­an­der geris­sen, ein Lager­arzt bestimm­te über Leben oder Tod.

Auf dem Weg zu den Gas­kam­mern las Frau Adamc­zyk uns das ers­te Gedicht die­ser Füh­rung vor. Es ging um einen Dia­log zwi­schen einer Mut­ter und ihrer acht­jäh­ri­gen Toch­ter, die bei­de auf dem Weg zu den Gas­kam­mern waren. Das klei­ne Mäd­chen frag­te sei­ne Mut­ter, was nun gesche­hen wür­de… Die­ses Gedicht hat Elie Wie­sel geschrie­ben und es hat uns alle sehr berührt.
Wir besich­tig­ten Bara­cken, die ursprüng­lich als Pfer­de­stäl­le genutzt wur­den. In die­sen Bara­cken schlie­fen die Häft­lin­ge, Frau­en und Män­ner. Auch hier herrsch­ten lebens­un­wür­di­ge Umstän­de. Es schlie­fen immer 6 Per­so­nen auf einer Ebe­ne in einem drei­stö­cki­gen Bett, das, wenn über­haupt, nur mit Stroh aus­ge­legt wur­de. Die Bara­cken hat­ten am unte­ren Ende der Wän­de gro­ße Lücken, durch die es oft sehr kalt war, Rat­ten rann­ten rum, es war mat­schig und stank sehr. Wir gin­gen auch in die Kin­der­ba­ra­cken, in denen die Rat­ten sogar die lie­gen gelas­se­nen Lei­chen oder kran­ken klei­nen Kin­der fra­ßen. An den Wän­den gab es Zeich­nun­gen von erwach­se­nen Häft­lin­gen, die zum Trost der Kin­der die­nen soll­ten, sie han­del­ten von einem „nor­ma­len“ Leben. Wir besich­tig­ten die Latri­nen, in denen die Häft­lin­ge sich ohne jede Pri­vat­sphä­re waschen und auf die Toi­let­ten gehen muss­ten. Dort gab es anfangs nicht ein­mal flie­ßen­des Was­ser. Anschlie­ßend gin­gen wir zur so genann­ten „Sau­na“, in der die Des­in­fek­ti­on der Häft­lin­ge und ihrer Hab­see­lig­kei­ten statt­fand. Nach­dem wir uns die­ses Gebäu­de und die heu­te dort unter­ge­brach­te Foto­aus­stel­lung ange­schaut hat­ten, gin­gen wir zu wei­te­ren Kre­ma­to­ri­en, von denen nur noch Rui­nen ste­hen, da die Nazis sie größ­ten­teils zer­stör­ten, um ihre Spu­ren zu ver­wi­schen. Die Gas­kam­mern lagen mit­ten in idyl­li­schen Wäl­dern, um die Tar­nung zu wah­ren. In die­sen Wäl­dern war­te­ten die Gefan­ge­nen oft ahnungs­los auf ihren Tod.

Das Wet­ter pass­te zu die­sem trau­ri­gen Ort, es reg­ne­te und war kalt. Dies hat­te eine depri­mie­ren­de und erns­te Wir­kung auf uns.

Gegen 13:00 fuh­ren wir zurück in unse­re Her­ber­ge, in der wir uns mit einem guten Mit­tag­essen für den nächs­ten Pro­gramm­punkt stärkten.

Nach­mit­tags fand ein Work­shop statt, in dem es dar­um gehen soll­te, unser Erleb­tes zu ver­ar­bei­ten und dar­über zu spre­chen. Anfangs wur­den uns Pla­ka­te aus einer von Foto­gra­fen ange­fer­tig­ten Pla­kat­map­pe vor­ge­stellt. Wir soll­ten die Pla­ka­te betrach­ten und uns eines aus­wäh­len, das uns ansprach. Auch konn­ten wir eige­ne Bil­der nut­zen, die uns beweg­ten. Nach­dem wir unse­re Wahl getrof­fen hat­ten, soll­ten wir eini­ge Fra­gen beant­wor­ten: War­um ist die­se Foto auf dem kon­kre­ten Pla­kat? War­um habt ihr die­ses Pla­kat oder Foto aus­ge­wählt? Abschlie­ßend stell­ten die Grup­pen und ein­zel­nen Per­so­nen ihre erar­bei­te­ten Tex­te und Mei­nun­gen vor. Die­ser Work­shop tat uns allen gut und wir konn­ten unse­re Gefüh­le mit den ande­ren teilen.

Nach­dem wir den Work­shop been­det hat­ten, aßen wir Abend­brot. Durch das Abend­brot gestärkt, gin­gen wir nun zu unse­rer Feed­back­run­de über, in der wir noch ein­mal über das Erleb­te und Gese­he­ne spra­chen und anfin­gen, uns auf unse­re Rei­se­be­rich­te vorzubereiten.

Nach all dem hat­ten wir uns unse­re Frei­zeit ver­dient und waren froh, unse­ren eige­nen Inter­es­sen und Gedan­ken nachzugehen.

Syl­via und Julian

Tag 4: Workshop und Abschied

Wir sind um 8:00 Uhr auf­ge­stan­den, da es um 8:30 Uhr Früh­stück gab. Alle waren noch sehr ver­schla­fen, weil wir abends in dem Auf­ent­halts­raum der Her­ber­ge eine Wei­le Musik gehört hatten.

Nach dem Früh­stück begann der Work­shop „Kin­der über den Holo­caust“. Wir wur­den in drei Grup­pen auf­ge­teilt und spra­chen über Maria Mlaws­ka. Sie leb­te im War­schau­er Ghet­to und war eine Über­le­ben­de des Holo­caust. Gleich nach dem Krieg gab sie ihre Erleb­nis­se zu Pro­to­koll. Inter­es­sant war, aus wel­chen Moti­ven her­aus Men­schen bereit waren zu hel­fen, denn Hil­fe wur­de mit Gefäng­nis und sogar Tod bestraft.
Jede unse­rer drei Grup­pen soll­te eine Mind-Map über das Mäd­chen erstel­len. Dann soll­ten wir die­se vor­stel­len und über das Leben von Maria M. berich­ten. In jeder Grup­pe sind die ver­schie­dens­ten Ergeb­nis­se über Maria Mlaws­ka ent­stan­den und somit konn­ten wir sehr gut ihr Leben wäh­rend des Krie­ges zusam­men­fas­sen. Nach der Mind-Map-Vor­stel­lung war die­ser Work­shop-Vor­mit­tag für uns been­det. Anzu­mer­ken ist, dass die Auf­ga­ben lei­der nicht ein­deu­tig gestellt wur­den und die Refe­ren­tin die jun­ge Prak­ti­kan­tin stän­dig mit Anmer­kun­gen unter­brach, was uns die Arbeit etwas erschwerte.

Danach gab es Mit­tag: Sup­pe, Schnit­zel mit Pom­mes und als Nach­spei­se ein Eis, und wir hat­ten etwas Frei­zeit, um ein­kau­fen zu gehen oder um der Tisch­ten­nis­plat­te Gesell­schaft zu leisten.

Nach die­ser Pau­se haben Frau Koch und Herr Koschor­ke uns die Mög­lich­keit gebo­ten, einen indi­vi­du­el­len Abschieds­be­such in Ausch­witz zu machen. Die Hälf­te der Klas­se nutz­te die­ses Ange­bot. Es war gut, noch ein­mal zur Gedenk­stät­te zu gehen, weil wir dort an den Stel­len ver­wei­len konn­ten, die uns am meis­ten inter­es­sier­ten und beeindruckten.
Die zwei­te Mög­lich­keit war, „Schind­lers Lis­te“ mit Kasia zu gucken. „Schind­lers Lis­te“ ist ein Spiel­film von Ste­ven Spiel­berg aus dem Jahr 1993 und han­delt von Oskar Schind­ler, wel­cher 1939 in Kra­kau eine Fabrik über­nimmt. In der Fabrik arbei­ten ca. 150 Juden. Er ver­sucht, immer mehr Juden in die Fabrik zu holen und somit vor dem Tod zu bewah­ren. Er ret­te­te über 1000 Juden das Leben. Die­ser Film war für uns sehr infor­ma­tiv und span­nend, aber auch sehr ergreifend.

Nach die­sem Film tra­fen wir uns zum gemein­sa­men Abend­brot und gin­gen anschlie­ßend in das „Haus der Stil­le“. Dort bespra­chen wir die Ergeb­nis­se der gelun­ge­nen Stu­di­en­fahrt. Nie­mand bereu­te es, mit­ge­fah­ren zu sein. Unse­re Schluss­fol­ge­rung war, dass viel Stoff zum Nach­den­ken bleibt und dass das Erleb­te uns lan­ge beschäf­ti­gen wird.

Danach hat­ten wir Frei­zeit mit Musik und ande­ren Din­gen und wir konn­ten in aller Ruhe anfan­gen, unse­re Taschen zu packen.

Wir möch­ten uns an die­ser Stel­le noch ein­mal bei den vie­len Spon­so­ren und Hel­fern bedan­ken, die uns die­se Fahrt ermög­licht haben.

San­dro und Markus

Tag 5: Breslau und Heimfahrt

Bevor wir am 5. Tag die Fahrt nach Hau­se antra­ten, stärk­ten wir uns noch ein­mal alle gemein­sam bei einem schö­nen Früh­stück. Nach dem Früh­stück mach­ten wir uns auf den Heim­weg nach Brie­sen, das hieß, wir hat­ten nun eine Bus­fahrt von unge­fähr 600 km vor uns.

Nach 220 km mach­ten wir in Wro­claw (Bres­lau) eine Pau­se. Wro­claw ist die viert­größ­te Stadt in Polen mit cir­ca 630.000 Ein­woh­nern, davon sind 130.000 Stu­den­ten. Nach 3 Stun­den Fahrt kamen wir end­lich an. Alle waren müde, und trotz­dem meis­ter­ten wir den Stadt­rund­gang! Wir hat­ten eine sehr gute Füh­re­rin, die fas­zi­nie­ren­de blaue Augen hat­te. Wir sahen uns in der Stadt vie­le Kathe­dra­len von außen an und eine auch von innen. Wir waren in der Alt­stadt unter­wegs, sie war sehr schön und inter­es­sant, aber manch­mal für uns auch langweilig.
Sehr berühmt sind die Bres­lau­er Zwer­ge. Davon muss­ten wir in einer Stra­ße zwei fin­den, weil wir sonst kei­ne Frei­zeit bekom­men hät­ten! Natür­lich fan­den wir die Zwer­ge sehr schnell, denn es ging ja um unse­re Freizeit!
Was wir alle am schöns­ten fan­den, war die Tum­ski-Brü­cke. An der hin­gen tau­sen­de Schlös­ser, auf denen die Namen von vie­len Ver­lieb­ten stan­den. Man muss­te das Schloss an das Gelän­der der Brü­cke anschlie­ßen und den Schlüs­sel in die Oder wer­fen. Das mach­ten wir auch, Jamie schrieb die Daten unse­rer Klas­se auf ein Schloss, dann häng­ten wir das Schloss ans Gelän­der und war­fen die Schlüs­sel ins Was­ser. (Als wir vom Pol­nisch-Pro­jekt aus Ende Okto­ber noch­mals in Bres­lau waren, schau­ten wir nach, ob das Schloss noch am Gelän­der hängt. Und wir kön­nen sagen, dass es noch da war.)
Wir gin­gen dann alle zusam­men zum Markt­platz und konn­ten dort noch ein biss­chen shop­pen oder uns die Stadt anschau­en. Als wir eigent­lich nach Hau­se fah­ren woll­ten, ent­deck­ten die Mäd­chen ein gro­ßes Ein­kaufs­zen­trum und woll­ten unbe­dingt noch hin…

Anschlie­ßend ging es wei­ter nach Hau­se. Mit unse­rem super Bus­fah­rer Tomasz kamen wir um halb 10 Uhr abends mit dem Bus in Brie­sen an. Dort haben uns unse­re Eltern schon vol­ler Sehn­sucht erwar­tet. Die Freu­de war groß. Damit konn­ten die Herbst­fe­ri­en beginnen.

Unse­re Stu­di­en­fahrt hat sich für mich sehr gelohnt, weil ich viel dar­aus gelernt habe und weil sich mei­ne Mei­nung über Hit­ler um 180 Grad gedreht hat. Also kann ich den Besuch im ehe­ma­li­gen KZ Ausch­witz und solch eine Geschichts­fahrt nur empfehlen.

Brayn