“Echt? Muss das sein?”
Am Anfang war niemand in der Zehnten sehr begeistert, dass wir einen unserer letzten Exkursionstage an der Oberschule Briesen ausgerechnet im Bundestag verbringen sollten. Auch ein ganzer(!) Projekttag zur Vorbereitung erschien den meisten von uns völlig überflüssig. Aber hier bekamen wir zumindest schon mal eine Idee davon, was für ein umfangreiches Programm uns das Büro des für unser Schulgebiet zuständigen Bundestagsabgeordneten Martin Patzelt, CDU, alles vorbereitet hatte: Besuch einer Plenardebatte, Besichtigung der Reichstagskuppel und der dortigen Ausstellung, Gespräch mit Martin Patzelt persönlich und ein Besuch im Abgeordnetenhaus.

Am 19. Dezember 2019, zwei Tage vor den Weihnachtsferien, war es dann soweit. Mit unserer Klassenleiterin Frau Schmidt, unserem Geschichtslehrer Herrn Sahin und einer begleitenden Mutter ging es los zum Bundestag nach Berlin.

Nach einer einstündigen Zugfahrt kamen wir am Berliner Hauptbahnhof an. Von dort mussten wir nur noch zehn Minuten laufen. Vor dem Reichstagsgebäude hieß es dann: Warten, warten und nochmal warten. Denn um in den Bundestag zu gelangen, mussten wir unzählige Sicherheitskontrollen durchlaufen, jeder – egal ob Lehrer oder Schüler – wurde einzeln wie am Flughafen gecheckt. Sogar ausweisen mussten wir uns! Dann endlich: Mit dem Fahrstuhl ging es in den ersten Stock zur Besuchertribüne. Ein Saaldiener nahm unsere Gruppe in Empfang und wies uns ein: Keine Handys, keine lauten Gespräche, kein Aufstehen – und kein Einschlafen…

Auf der Empore konnten wir 45 Minuten zuschauen, wie die Abgeordneten unten im Parlament arbeiteten: Insgesamt 9 Parlamentarierinnen und Parlamentarier sprachen zu einer Beschlussinitiative zum Thema innere Sicherheit. Es war sehr überraschend zu sehen, wie unterschiedlich die Politiker redeten: Mal abgelesen, mal frei, mal eher ermüdend, mal mitreißend. Die meisten von uns waren deshalb völlig überrascht, dass uns “unser” Saaldiener so “schnell” wieder hinausgeleitete. (Später haben wir im Bundestag-TV überprüft, ob wir auch zu sehen waren. Ja! Dank des gut erkennbaren blauen Hemds von Herrn Sahin konnten wir unsere Klasse zweifelsfrei identifizieren!)

Leider waren wir bei der namentlichen Abstimmung über die Beschlussvorlage nicht mehr im Plenum. Das machte aber nichts, da wir im Anschluss daran das Gespräch mit Herrn Patzelt hatten: Dieser musste uns nach einer kurzen Begrüßung wieder kurz verlassen, weil er abstimmen gehen musste. So konnte er uns das Ergebnis danach “brandaktuell” mitteilen – und auch, dass Abgeordnete eine Geldstrafe zahlen müssen, wenn sie zu Abstimmungen nicht erscheinen.

Herr Patzelt hatte fast eine Dreiviertelstunde Zeit für uns und beantwortete unsere vielen Fragen sehr engagiert. Vor allem eines hat er dabei immer wieder betont: “Denkt immer daran, dass das [der Bundestag] unser Haus ist. Und alle hier, wir Abgeordneten und auch die Regierung, sogar Frau Merkel, sind unsere Angestellten! Unser Land leistet sich so ein wunderschönes Parlament und diese ganzen prächtigen Regierungsbauten. Aber die sind nicht für die Politikerinnen und die Politiker da – sondern für uns alle! Auch für Euch!” Zum Abschluss kam sogar eine Bundestagsfotografin vorbei, um ein Erinnerungsfoto für uns zu schießen.

Danach hatten wir die Möglichkeit, zur Glaskuppel des Reichstagsgebäudes hinaufzusteigen. Die Aussicht von ganz oben war ziemlich beeindruckend. Die futuristische Spiegelkonstruktion, die die Kuppel trägt, haben wir dann auch gleich für ein letztes Klassenfoto genutzt. (Danke Angelina!)

Nachdem alle den Ausblick bewundert hatten, gingen wir – endlich – in der Cafeteria etwas essen. Einige von uns hatten ganz schön Pech, weil sie zu wenig Proviant mitgenommen hatten und es im Bundestag außer einem Feinschmecker-Imbiss keinen Laden oder Ähnliches gibt.

Die Besucher-Cafeteria des Bundestags liegt in einem der Abgeordneten-Häuser. Das sind die Gebäude, in denen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier ihre Büros haben. Hier war es dann wieder soweit: Security-Check….! Und diesmal wurden wir noch sorgfältiger durchgeprüft als im Reichstagsgebäude. Plötzlich wurde aus jeder Nagelschere (ja, Pia) oder den Trinkflaschen aus Glas ein “ernsthaftes Sicherheitsrisiko”… Alle diese “Waffen” wurden uns abgenommen und wir konnten sie erst nach dem Mittagessen wieder abholen.

Das Essen war zwar nichts Besonderes (ganz normales Kantinen-Essen), aber die Cafeteria lag genau über dem Spree-Ufer. Während des Essens konnten wir also in Ruhe quatschen und gleichzeitig das Abendrot auf der Spree beobachten. Sehr schön!

Den Rückweg zum Zug mussten wir uns dann ziemlich beeilen, weil das Abholen der abgenommenen Flaschen und Scheren länger dauerte als erwartet. Aber wir haben den Zug noch gut erreicht – und viele von uns waren froh, endlich etwas verschnaufen zu können.

Frau Schmidt
Klassenleiterin 10
Leonie M.
Klasse 10

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