Nachdem im vergangenen Jahr unsere Zehntklässler so engagiert und erfolgreich die Biografie des jüdischen Briesener Arztes Dr. Adolf Franck erforschten, begann nun ein neues Zeitensprünge-Projekt an unserer Schule. In diesem wird es um Fluchtgeschichte(n) 1945 und 1989 gehen.
Das Tolle ist, dass wir zusätzlich zur Förderung des Landesjugendringes Brandenburg weiterhin durch die Meyer-Struckmann-Stiftung unterstützt werden. Dies ermöglicht es uns, gemeinsam mit unserer Partnerschule in Sciechow an diesem Projekt zu arbeiten. Zwölf polnische Schülerinnen und Schüler und unsere Neuntklässler werden in den kommenden Monaten Hintergrundwissen zur Situation am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und kurz vor dem Mauerfall 1989 recherchieren, Zeitzeugen zu den Ursachen ihrer Flucht und ihren Erlebnissen auf und nach der Flucht befragen und diese Geschichten in geeigneter Form präsentieren.
Nicht nur an Projekttagen in der Schule wird dies geschehen, sondern auch auf Exkursionen nach Berlin, Sciechow und Lubiszyn sowie auf mehrtägigen Studienfahrten nach Liepe und voraussichtlich Stettin. Unterstützt werden wir wiederum von Gabi Moser vom evangelischen Kirchenkreis Oderland-Spree, den Briesener Ortschronisten und unserem Amt Odervorland in Person von Susann Scholz. Projektbetreuer auf polnischer Seite sind Katarzyna Klonowska und Anna Zoledziewska, auf deutscher Seite Kathrin Koch und Dr. Bernhard Mangei.
Im November findet der Projektabschluss in Potsdam statt, wo sämtliche Brandenburger „Zeitensprünge“-Teams ihre Arbeitsergebnisse vorstellen.
Bis dahin wird vieles zu tun sein:
Begonnen haben wir am 7. März damit, die Interessen der Schüler zu sondieren und Arbeitsgruppen zu bilden. Ausgegangen sind wir dabei von der aktuellen Situation: Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Krieg, politischer Verfolgung und bitterer Armut. Jeden Tag lesen wir davon in der Zeitung und sind zum Teil unmittelbar davon betroffen, wenn z. B. Flüchtlinge in unseren Heimatorten Unterkunft finden. Wie es sich vielleicht anfühlt, irgendwo fremd zu sein, die Sprache und Kultur und Gesetze nicht zu verstehen, versuchte uns Gabi Moser mit einem Spiel nahe zu bringen. Im Anschluss daran stellten Frau Moser, Frau Koch und Herr Mangei den Jugendlichen erste Hintergründe zur Thematik vor: 1945, 1989 und heute. Die drei Stationen wurden von allen Schülerinnen und Schülern durchlaufen und anschließend ausgewählt. Dabei stellte sich heraus, dass zwölf Jugendliche sich sehr für 1989 interessieren, während sieben sich dafür entschieden, 1945 näher unter die Lupe zu nehmen. Darüber hinaus wollen wir auch den aktuellen Bezug nicht aus den Augen verlieren.
Die polnischen Jugendlichen stiegen am 21. März in Sciechow ins Projekt ein. Sie werden vor allem zu den großen Umsiedlungsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg forschen, in deren Verlauf Hunderttausende Polen aus Westpolen in ehemalige deutsche Siedlungsgebiete gekommen sind, manchmal ganze Dörfer umgesiedelt wurden.
Wir freuen uns auf dieses Projekt, die geplanten Fahrten und vor allem auf interessante Zeitzeugen, die uns von ihren Erlebnissen berichten möchten und uns bei unseren Recherchen unterstützen.
Kathrin Koch, Klassenleiterin Klasse 9