Am 23. September 2016 fuhren einige Schüler der 9. und 10. Klasse zur Fürstenwalder Stadtbibliothek. Dort konnten wir uns „lebende” Bücher ausleihen, die uns ihre Geschichte(n) über Flucht und Vertreibung erzählten. Wir waren sehr beeindruckt, zumal nicht nur Bücher „älteren Datums” „entliehen” werden konnten, sondern wir auch sehr jungen, sogar gleichaltrigen Flüchtlingen und Menschen, die mit ihnen hier zu tun haben, gebannt lauschen konnten. Wir möchten uns für diesen interessanten und emotional nahe gehenden Vormittag bei allen „lebenden Büchern” und den Organisatoren recht herzlich bedanken.
Es folgen einige „Buchrezensionen”:
Alina:
Ich hab mir das Buch mit dem syrischen Mädchen angehört. Es heißt Ahed Sharaf und lebt jetzt in einer Kinder- Und Jugendeinrichtung in Fürstenwalde. Es war sehr interessant. Sie hat erzählt, wie sie nach Deutschland gekommen ist. Sie sind einen Monat gelaufen. Sie hatte keine Schule. Sie erzählte auch, dass sie sehr traurig ist, weil sie seit einem Jahr nicht mehr das leckere Essen ihrer Mama essen kann.
Mich hat es am meisten berührt, dass sie ihre Eltern schon ein Jahr nicht mehr gesehen hat.
Ich würde das Mädchen gern zu uns einladen.
Laura:
Ich habe das 15jährige Mädchen aus Syrien befragt, die über ihre Flucht nach Deutschland berichtete. Sie kam mit ihrem Onkel hierher und lebt jetzt in Fürstenwalde im Heim.
Es hat mich tief berührt, dass sie stolz erzählt hat, dass sie über WhatsApp Kontakt mit ihren Eltern hat. Außerdem war es berührend, dass sie noch Hoffnung hat, dass ihre Eltern bald nachkommen. Sie hat sich schon gut eingelebt, doch vermisst sie viele Sachen, wie zum Beispiel das Essen ihrer Mama, sehr.
Klara Maria:
Ich hatte das Buch über Anne Frank.
Die Palästinenserin, Nesreen Hajjaj, die am Anne-Frank-Zentrum in Berlin arbeitet und über Anne Frank erzählte, hat das ganz toll gemacht. Sie konnte auf jede Frage antworten. Am meisten hat mich berührt, wie stark Anne mit ihren 13 Jahren war. So eine Wortwahl, wie sie sie hatte, haben manche mit 20 nicht.
Allerdings würde ich gern das syrische Mädchen einladen, denn ihre Geschichte ist so spannend und herzergreifend.
Max:
Ich fand das von der Sozialarbeiterin Wiad Al Rubaieh sehr interessant. Mal zu hören, wie das alles so ist mit den jungen Flüchtlingen. Dass sie erstmal Papiere brauchen usw.
Aufgeregt hat mich, dass ein Junge, der krank war, z. B. mal fast drei Stunden warten mussten, bis er endlich eine Behandlung bekam. Der saß mit 40 Fieber im Warteraum – und andere Patienten mit z. B. leichten Erkältungen kamen früher dran…
Vincent:
Ich habe Gholam Rasool Hakim, einen jungen Mann aus Afghanistan, interviewt und lauschte gespannt seinen Erzählungen von seiner Flucht, von dem Verlust seiner Mutter und Schwester und seinem Gerichtsprozess um Asylrecht in Deutschland. Die Tatsache, dass Freunde und Familie vor seinen Augen geschlagen und getötet wurden, schockierte mich sehr. Aber dass er all das Leid verkraften muss und trotzdem noch Gefahr für ihn besteht, dass er zurück nach Afghanistan muss, ist mir unbegreiflich.
Ihn würde ich gern an die Schule einladen, um jungen Leuten das Verständnis seiner Lage näher zu bringen.
Paul Jerome:
Ich habe das Buch des Afghanen Abdel Mesgen, der übers Mittelmeer geflohen ist, entliehen. Die Geschichte handelte von der Flucht aus Afghanistan und dass seine Familie getötet worden ist von den Taliban. Er wurde von ihnen auch mit Waffen geschlagen, weil er andersgläubig ist.
Am meisten hat mich berührt, dass er jetzt 9. Klasse ist und man immer noch entscheiden wird, ob er bleiben kann oder gehen muss.
Ich würde gern ihn einladen oder das syrische Mädchen.
Jennifer:
Der Afghane hatte uns erzählt, dass er letztendlich geflüchtet ist wegen des Krieges in seinem Land. Viele seiner Freunde und sogar seiner Familie wurden vor seinen Augen getötet. Und das nur, weil sie eine andere Glaubensrichtung hatten. Das hat mich am meisten entsetzt.
Berührt hat mich, dass er nach dem Krieg wieder nach Hause gehen wird.
Nina, die die Bücher nur vom Hörensagen kennt:
Ich würde gerne eine Familie in die Schule einladen, die hier nach Deutschland gekommen ist, um zu fragen, wie es ist, seine Heimat zu verlassen oder wie das alles passieren konnte. Ob sie hier auch gut angekommen sind oder ob es Probleme gibt. Vielleicht zeigt es mir auch, warum so viele Menschen hierher