Hat Shakespeare das echt so geschrieben?“

Vier jun­ge Schau­spie­ler, eine win­zi­ge Büh­ne und zwei Schul­klas­sen, die Trä­nen gelacht haben. Die Thea­ter­fahrt am 22. Mai 2019 nach Frank­furt zu „Ein Som­mer­nachts­traum“ von Wil­liam Shakespeare.

Wie sieht denn das aus?“, lau­te­te der ers­te Kom­men­tar einer Schü­le­rin, als sie den Auf­füh­rungs­ort im Kleist­fo­rum in Frank­furt betritt: Statt zu einer her­kömm­li­chen Thea­ter­büh­ne wer­den die Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf die Stu­dio­büh­ne geführt. Hier haben die vier Schau­spie­ler des Deut­schen Schau­Spiel­Hau­ses Ham­burg eine von allen vier Sei­ten ein­seh­ba­re Pla­teau-Büh­ne auf­ge­baut. Das Publi­kum sitzt – anfangs ziem­lich ver­wun­dert - außen um das win­zi­ge Spiel-Pla­teau herum.

Aber die Irri­ta­ti­on weicht schnell einer gro­ßen Begeis­te­rung: Dem jun­ge Ensem­ble aus Ham­burg gelingt es meis­ter­haft, uns auf der unkon­ven­tio­nel­len Büh­ne in den Shake­speare-Stoff hin­ein­zu­zie­hen. Mit viel Witz, Krea­ti­vi­tät und Tem­po sprin­gen, hüp­fen und kalau­ern sich die vier Schau­spie­ler auf ihrer win­zi­gen Spiel­flä­che durch über 20 Rol­len. Sie geben der kom­pli­zier­ten und zugleich tief­grün­di­gen Ver­wechs­lungs­ko­mö­die einen moder­nen Anstrich.

Selbst ein offen­sicht­li­cher Büh­nen­un­fall (eine Bier­fla­sche fällt von der Büh­ne und zer­bricht im Zuschau­er­raum) und ein Sturz (einer der Schau­spie­ler pur­zelt beim Auf­tritt über einen Klapp­stuhl) kann das Ensem­ble in sei­ner Spiel­lust nicht bremsen.

Die Siebt- und Neunt­kläss­ler las­sen sich von dem Tem­po und dem Enga­ge­ment der Schau­spie­ler nur zu ger­ne anste­cken: Sie spen­den am Ende tosen­den Applaus. Allen­falls die Rol­le des Kobolds „Puck“ sorgt bei eini­gen Schü­lern für vor­über­ge­hen­den Unmut: Statt eines ver­schmitzt-schalk­haf­ten Winz­lings stel­len die Ham­bur­ger Schau­spie­ler die Figur als ani­ma­lisch-aggres­si­ves Cha­os-Quar­tett dar, das die Lie­bes­trank-Ver­wir­rung der drei Lie­bes­paa­re wie im Rausch anzet­telt und dann wie­der rück­gän­gig machen muss. „Hat Shake­speare das wirk­lich so geschrie­ben?“, lau­tet des­halb eine Fra­ge nach der Vorstellung.

Ja, hat er. Denn als ech­ter Büh­nen­dich­ter wuss­te kei­ner so gut wie Wil­liam Shake­speare, dass auf dem Thea­ter alles mög­lich und mög­lichst alles mit schau­spie­le­ri­schen Mit­teln dar­zu­stel­len ist.

Frau Schmidt, Deutschlehrerin