Trauriger Zwischenfall an der Oberschule Briesen

Seit einigen Minuten warten die Siebtklässler*innen der neuen WAT-Gruppe auf ihre erste Stunde in der Holzwerkstatt (Nach den Osterferien tauscht die Küchengruppe in die Holzwerkstatt und umgekehrt.). So wird bald ein kleiner Singvogel entdeckt, der vermutlich gegen die Scheibe eines Fensters vom WAT-Raum geflogen ist und dies leider nicht überlebt hat. Die Anteilnahme aller Schüler*innen im Angesicht eines kleinen, leblosen Grünfinken war groß. Zunächst wurde der bedauernswerte Piepmatz unter dem Fenster zurückgelassen und die erste WAT-Stunde nach den Ferien begann.

Da die Ideen der Schüler*innen mit in die WAT-Holz-Projekte einfließen sollen, wurde also zuerst eine Ideenfindung durchgeführt. Dabei konnten allerlei machbare und unmachbare Vorschläge notiert werden.

Der letzte Vorschlag hatte es dann in sich: „Ein Sarg. Wir können doch einen Sarg für den Vogel bauen.“ Die gesamte Gruppe war plötzlich wie elektrisiert und sofort Feuer und Flamme. Inzwischen waren bereits die ersten 45 Minuten der Doppelstunde vergangen und die Zeit drängte bis zur nächsten Pause. Blitzschnell bildeten sich Zweier- oder Dreiergruppen und Aufgaben wurden verteilt. Eine Gruppe bekam den Auftrag, die Maße des Vogels zu ermitteln. Mit Zollstock und Notizblock war sie verschwunden. Die zweite Gruppe organisierte das Material aus den Regalen und parallel dazu wurde von zwei Schülerinnen das Design für den Sarg entworfen. Hier musste der WAT-Lehrer die Luxusversion eines Vogelsarges in eine, in Anbetracht der schwindenden Zeit, realisierbare Version korrigieren. Die Maße der verfügbaren Sperrholzplatten wurden mit den Vogelmaßen abgeglichen und der WAT-Lehrer an der Kreissäge sowie ein begabter Schüler unter Aufsicht an der Bandsäge stellten alle Einzelteile entsprechend dem vorliegenden Design her. Schnell noch die Montage der Bodeneinheit, Beschriftung auf dem Sargdeckel, den Leichnam pietätvoll in den Sarg betten und den Deckel aufnageln, dann war die Pause ran und das Mittagessen rief.

So wurde die offizielle Bestattung auf die nächste Frühstückspause verlegt und unter der Anteilnahme der Gruppe wurde dann der kleine Vogel samt selbst angefertigtem Sarg zu Grabe getragen. (Siehe Fotostory!)

Aus der Sicht des WAT-Lehrers ist diese kleine Geschichte deshalb bemerkenswert, weil überraschend deutlich wurde, was erreicht werden kann, wenn eine Gruppe von Kindern motiviert, mit Disziplin und Eifer gemeinsam an einer Aufgabe arbeitet. Großer Respekt dafür!

Herr Müller, Fachlehrer für WAT

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