Am 25. März 2014 fand im Rahmen des Aktionsprogramms „Jugend für Demokratie und Toleranz“ der „Deutschen Gesellschaft e.V.“ in unserer 10. Klasse ein ganztägiger Workshop gegen Rechtsextremismus und für Demokratie statt. Wir beschäftigten uns unter Anleitung von zwei Moderatorinnen vor allem mit rechter Symbolik, Codes, Musik und Kleidung.
Zum Einstieg überlegten wir in fünf Gruppen, was wir mit Rechtsextremismus verbinden. Auf Plakaten hielten wir unsere Gedanken fest und stellten sie den anderen vor. Am Schluss des Workshops gingen die Workshopleiterinnen noch einmal darauf ein.
Die beiden brachten dann ein Memory zum Kennenlernen rechter Symbolik ins Spiel. Wir sollten Texte und Symbole in Einklang bringen. Das war manchmal nicht einfach, dafür umso interessanter, da auch internationale Symbole und Codes zugeordnet werden mussten.
Danach wurden in vier Gruppen Liedtexte von Gruppen, die dem rechten Spektrum zugeordnet werden oder wurden, analysiert und diskutiert. Es hat einige überrascht, dass das Lied „Kanake“ ursprünglich von den „Onkelz“ stammt. Andererseits ist ja nicht jedes Lied auf den ersten Blick rechtem Gedankengut zuzuordnen. Die Intoleranz erschließt sich manchmal eben erst auf den zweiten Blick und wird nicht von allen auch tatsächlich so empfunden. Da wir einige Fans der Gruppe „Freiwild“ in unserer Klasse haben, kam dies besonders an einem Liedtext dieser Gruppe zum Ausdruck. Die Grauzone ist groß. Die Bereitschaft einiger Gruppen, mit „rechter Gesinnung“ nichts zu tun haben zu wollen, sollte meines Erachtens sowohl an Worten als auch an Taten festgemacht werden. Ich finde es nicht witzig, wenn der Sänger der eben genannten Gruppe „Schweinebraten arabischer Art“ als sein Lieblingsgericht auf einer Fanseite duldet. Aber das ist wohl Ansichtssache… Ebenso stellte sich heraus, dass ein Teil unserer Schüler selten Nachrichten hört oder schaut, geschweige denn Zeitung liest. Über viele Vorgänge ist erschreckend wenig Hintergrundwissen vorhanden, zum Beispiel zum NSU-Prozess. Leider ist das Interesse an einem weiteren Workshop zu diesem Thema nicht besonders hoch. Dennoch denke ich, dass einige zum Nachdenken bewegt wurden.
Zum Schluss sollten wir Fotos rechten und linken politischen Gruppierungen zuordnen. Dabei fiel uns auf, dass es das typische Neonazi-Outfit mit Springerstiefeln und Glatze kaum noch gibt. Oftmals fiel es uns nicht leicht, die politische Gesinnung zuzuordnen. Man musste schon sehr genau schauen, auf Plakattexte, Schmuckstücke, Fahnen achten, um das herauszufinden.
Abgerundet wurde der Workshop durch zwei kurze Filme, die der Journalist Thomas Kuban heimlich während einiger Neonazikonzerte aufgenommen hatte. Es war erschreckend, was sogar unter den Augen der Gesetzeshüter gesungen werden durfte. Ich glaube nicht, dass auch nur einer der Konzertbesucher sich jemals intensiv mit deutscher Vergangenheit, mit den Gründen für Antisemitismus, mit Deportationen, Vernichtungslagern und der Schuld der Deutschen auseinandergesetzt hat.
Obwohl die Konzentration zum Schluss etwas nachließ, fand die Mehrzahl der Schüler die Thematik interessant und hat etwas dazugelernt. Wir bedanken uns herzlich bei den beiden Organisatorinnen und der Deutschen Gesellschaft e. V., die diesen Workshop ermöglichte.
Kathrin Koch, Klassenleiterin der Klasse 10
P. S. Am letzten Tag vor den Osterferien führte auch unsere 9. Klasse diesen interessanten Workshop, der Einblicke in die rechte Jugendkultur ermöglichte, durch.