88, Sonnenrad und Co – rechtsextreme Symbolik erkennen

Am 25. März 2014 fand im Rah­men des Akti­ons­pro­gramms „Jugend für Demo­kra­tie und Tole­ranz“ der „Deut­schen Gesell­schaft e.V.“ in unse­rer 10. Klas­se ein ganz­tä­gi­ger Work­shop gegen Rechts­extre­mis­mus und für Demo­kra­tie statt. Wir beschäf­tig­ten uns unter Anlei­tung von zwei Mode­ra­to­rin­nen vor allem mit rech­ter Sym­bo­lik, Codes, Musik und Klei­dung.
Zum Ein­stieg über­leg­ten wir in fünf Grup­pen, was wir mit Rechts­extre­mis­mus ver­bin­den. Auf Pla­ka­ten hiel­ten wir unse­re Gedan­ken fest und stell­ten sie den ande­ren vor. Am Schluss des Work­shops gin­gen die Work­shop­lei­te­rin­nen noch ein­mal dar­auf ein.
Die bei­den brach­ten dann ein Memo­ry zum Ken­nen­ler­nen rech­ter Sym­bo­lik ins Spiel. Wir soll­ten Tex­te und Sym­bo­le in Ein­klang brin­gen. Das war manch­mal nicht ein­fach, dafür umso inter­es­san­ter, da auch inter­na­tio­na­le Sym­bo­le und Codes zuge­ord­net wer­den muss­ten.
Danach wur­den in vier Grup­pen Lied­tex­te von Grup­pen, die dem rech­ten Spek­trum zuge­ord­net wer­den oder wur­den, ana­ly­siert und dis­ku­tiert. Es hat eini­ge über­rascht, dass das Lied „Kana­ke“ ursprüng­lich von den „Onkelz“ stammt. Ande­rer­seits ist ja nicht jedes Lied auf den ers­ten Blick rech­tem Gedan­ken­gut zuzu­ord­nen. Die Into­le­ranz erschließt sich manch­mal eben erst auf den zwei­ten Blick und wird nicht von allen auch tat­säch­lich so emp­fun­den. Da wir eini­ge Fans der Grup­pe „Frei­wild“ in unse­rer Klas­se haben, kam dies beson­ders an einem Lied­text die­ser Grup­pe zum Aus­druck. Die Grau­zo­ne ist groß. Die Bereit­schaft eini­ger Grup­pen, mit „rech­ter Gesin­nung“ nichts zu tun haben zu wol­len, soll­te mei­nes Erach­tens sowohl an Wor­ten als auch an Taten fest­ge­macht wer­den. Ich fin­de es nicht wit­zig, wenn der Sän­ger der eben genann­ten Grup­pe „Schwei­ne­bra­ten ara­bi­scher Art“ als sein Lieb­lings­ge­richt auf einer Fan­sei­te dul­det. Aber das ist wohl Ansichts­sa­che… Eben­so stell­te sich her­aus, dass ein Teil unse­rer Schü­ler sel­ten Nach­rich­ten hört oder schaut, geschwei­ge denn Zei­tung liest. Über vie­le Vor­gän­ge ist erschre­ckend wenig Hin­ter­grund­wis­sen vor­han­den, zum Bei­spiel zum NSU-Pro­zess. Lei­der ist das Inter­es­se an einem wei­te­ren Work­shop zu die­sem The­ma nicht beson­ders hoch. Den­noch den­ke ich, dass eini­ge zum Nach­den­ken bewegt wur­den.
Zum Schluss soll­ten wir Fotos rech­ten und lin­ken poli­ti­schen Grup­pie­run­gen zuord­nen. Dabei fiel uns auf, dass es das typi­sche Neo­na­zi-Out­fit mit Sprin­ger­stie­feln und Glat­ze kaum noch gibt. Oft­mals fiel es uns nicht leicht, die poli­ti­sche Gesin­nung zuzu­ord­nen. Man muss­te schon sehr genau schau­en, auf Pla­kat­tex­te, Schmuck­stü­cke, Fah­nen ach­ten, um das her­aus­zu­fin­den.
Abge­run­det wur­de der Work­shop durch zwei kur­ze Fil­me, die der Jour­na­list Tho­mas Kuban heim­lich wäh­rend eini­ger Neo­na­zikon­zer­te auf­ge­nom­men hat­te. Es war erschre­ckend, was sogar unter den Augen der Geset­zes­hü­ter gesun­gen wer­den durf­te. Ich glau­be nicht, dass auch nur einer der Kon­zert­be­su­cher sich jemals inten­siv mit deut­scher Ver­gan­gen­heit, mit den Grün­den für Anti­se­mi­tis­mus, mit Depor­ta­tio­nen, Ver­nich­tungs­la­gern und der Schuld der Deut­schen aus­ein­an­der­ge­setzt hat.
Obwohl die Kon­zen­tra­ti­on zum Schluss etwas nach­ließ, fand die Mehr­zahl der Schü­ler die The­ma­tik inter­es­sant und hat etwas dazu­ge­lernt. Wir bedan­ken uns herz­lich bei den bei­den Orga­ni­sa­to­rin­nen und der Deut­schen Gesell­schaft e. V., die die­sen Work­shop ermöglichte.

Kath­rin Koch, Klas­sen­lei­te­rin der Klas­se 10

P. S. Am letz­ten Tag vor den Oster­fe­ri­en führ­te auch unse­re 9. Klas­se die­sen inter­es­san­ten Work­shop, der Ein­bli­cke in die rech­te Jugend­kul­tur ermög­lich­te, durch.

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